1999 begann dann der kometenhafte Aufstieg an die Spitze der Charts. Es folgten das gleichnamige Debütalbum mit den aufeinander folgenden Chart-Toppern "Genie In A Bottle" und "What A Girl Wants". Das Grandiose war, dass sie diesen Erfolg mit "Mi Reflejo", der spanischen Version ihres Debüts, wiederholte und bald darauf mit "My Kind Of Christmas" einen weiteren Megaerfolg landete. Christina verkaufte mehr als zehn Millionen Alben, gewann einen Grammy in der Kategorie "Best New Artist" und absolvierte eine Welttournee. Wow, denkt sich jetzt wahrscheinlich so mancher, die hat alles erreicht, was ein Künstler sich erhofft. Nicht so Ms. Aguilera: Anstatt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen strebte sie neue Ziele an. Sie wollte ihr ganzes Talent entfalten, sich aber vor allem aus der Schublade befreien, in die sie von den Medien gesteckt wurde. "Ich fühlte mich gefangen," erklärt sie. "Ich wurde von den Leuten unterdrückt, die daran interessiert waren, dass ich immer dasselbe mache. Aber ich mache niemanden dafür verantwortlich. Man lernt schnell in diesem Business und als ich erst einmal wusste was ich wollte, hab ich mir von niemandem rein reden lassen."
Das allerdings auch Superstars nur Menschen sind, sieht man daran, dass ihr Ziel erst einmal ihr Zuhause in Los Angeles war. Erholung, Entspannung, zu sich selbst finden und ihre beiden Hunde hatten Priorität. "Ich brauchte diese Pause," gibt sie zu. " Ich wollte mich einfach eine Zeitlang in meinem Schlupfloch verkriechen. In meinem Leben - nicht nur bezogen auf meine Karriere - ist so viel in so kurzer Zeit passiert. Meine erste große Liebe und ich haben uns getrennt und außerdem hab ich gemerkt, dass ich auch Erfahrungen außerhalb der TV- und Tonstudios und Hotelzimmer brauche. "Ich wurde angetrieben," gibt Christina offen zu. "Selbst inmitten der Tour, dachte ich daran, wie mein nächstes Album werden würde: ich schrieb Songfetzen in Zeitungen und Hefte. Wer jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt darauf baute, dass bald eine neue Platte von diesem kreativen Köpfchen in den Recordstores erhältlich sein würde, wurde leider ein wenig enttäuscht. Es flatterte nämlich das äußerst verlockende Angebot einer viel versprechenden Zusammenarbeit mit Pink, Mya und Lil'Kim ins Haus der Aguilera. Und an den Titel "Lady Marmalade", der ihr einen weiteren Grammy einbrachte erinnert man sich gerne zurück. Dieser Augen- und Ohrenschmaus sorgte dafür, dass Christina international im Rampenlicht stand, selbst dann noch, als sie langsam, aber stetig die Grundlagen für ein musikalisches Manifest schuf, das alle Regeln neu definieren würde.
"Ich war mir bewusst, was ich wollte," fährt sie fort. "Ich fühlte mich schon lange unwohl mit dem Image, das man mit mir und meiner Musik in Verbindung brachte. Es fühlte sich an, als ob ich etwas vorgeben würde, was ich nicht bin; so als ob ich mein wahres "Ich" verstecken würde. Durch dieses Versteckspiel wurde das wahre "Ich" verletzt. Bei diesem Album war ich entschlossen hinter den Hype und Glitter zu treten, um zu den bloßen Tatsachen zurückzukehren. Es war, als ob ich mit allem neu anfangen würde." Klar, wäre es jetzt einfach zu behaupten: Armer missverstandener Teenie Star, versucht sich zu emanzipieren und kreiert mit dem zweiten Album ein Pendant zum Debüt. Das ist der einfache Gedankengang, der in unserem Fall leider nicht zutrifft. "Stripped" ist nicht nur einfach eine gewagte Reaktion auf die Erfahrungen mit dem ersten Album. "Ich war immer ein großer Fan von Soul. Ich liebe echten Rock&Roll und Hip-Hop ist einer meiner größten Einflüsse. Ich wollte alles." Und was diese Frau will, verfolgt sie mit unaufhörlichem Ehrgeiz und einer Bereitschaft ihre Grenzen extrem auszureizen.
"Ich dachte immer, im Tonstudio aufzunehmen bedeutet Perfektion zu erreichen. Als ich dieses Album machte entdeckte ich, dass es wichtiger ist echte Gefühle zu vermitteln. So gut es geht wollte ich dem Zuhörer das Gefühl geben, er stünde direkt neben mir im Studio. Mich als Persönlichkeit vorzustellen stand im Vordergrund. Worauf es zum ersten Mal ankam war, dass zu teilen, was ich wirklich durchmache." Doch hier hört die Setzung neuer Maßstäbe keinesfalls auf: die größte Herausforderung stellte die Zusammenstellung des Producer- und Songwriting Teams dar. Wichtig war es für Christina mit Leuten zusammenzuarbeiten, die nicht von ihrem "alten Image beeinflusst waren". Nachdem die Visionärin all diese schädlichen Einflüsse in einem nahezu unbarmherzigen Prozess der Elimination beseitigt hatte, stand erfolgreichen Zusammenarbeit nichts mehr im Wege. Unter anderem bewiesen Linda Perry, Producerin von Pink, das Team von Redman und Rockwilder, der Producer von Alanis Morrissette - Glenn Ballard, der Studiokünstler Scott Storch und die Künstlerin Alicia Keys sowie deren Producer auf Stripped ihr Können. (c) Offizielle Xtina Page
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